Als vor einigen Jahren die MagMod-Serie mit ihrem ersten Kickstarter-Projekt bekannt wurde, machten die einzelnen Komponenten unter anderem durch ihren gesalzenen Preis auf sich aufmerksam. Seit dem ist Zeit vergangen und der „Hype-Faktor“ hat nachgelassen, die Größenordnung der Preise aber ist geblieben. Wie in jedem solchen Fall sind aber inzwischen preisgünstigere Nachahmer auf den Markt gekommen. Sind diese eine echte Alternative oder nur die Billigheimer?
Was ist MagMod?
Wer Blitzgeräte verwendet, der setzt auch Lichtformer ein. Jeder kennt die verschiedenen Alibilösungen, die gerne beim Kauf eines Speedlites als Bonus dazugelegt werden:
Diese haben aber unweigerlich zwei Dinge gemein:
- Viel bringen sie üblicherweise nicht, oft ist das Licht mit einem dieser Gerätschaften gerade so gut wie ohne.
- Oft ist es ein grausames Gefummel, bis das Ding am Blitz angebracht ist. Sitzt es nicht fest, so verrutscht es wärend des Einsatzes, geht vielleicht sogar verloren und behindert mehr, als es nützt.
MagMod ist ein System, das insbesondere den zweiten Punkt gelöst haben will. Anstatt mit Klebestreifen oder Klettverschlüssen wird der Lichtformer über Magneten am Blitz gehalten. Dabei lassen sich verschiedene Elemente sogar stapeln: Auf ein Speedlite kann z.B. zuerst ein Gel-Halter, darauf ein Grid, und darauf eine Softbox aufgesetzt werden. Das Besondere daran ist, daß die einzelnen Komponenten dank der Magnethalterung mit einem Griff abgenommen, umsortiert und wieder aufgesetzt werden können. Dennoch ist das ganze so stabil, daß sich der Aufbau auch beim Einsatz im Getümmel nicht löst.
Das MagMod-System
Ursprünglich bestand das MagMod-System aus folgenden Bestandteilen:
- MagGrip: Das Gummiband wird über den Kopf eines Speedlites gezogen, sodaß die enthaltenen Magnete (je einer an den beiden Schmalseiten) mit der vorderen Kante abschließen. Darauf werden dann die einzelnen Lichtformer aufgesetzt.
- MagGel: Ein Rahmen, in den eine starre Filterscheibe (nicht eine flexible Folie wie bei anderen Systemen) eingesetzt werden kann.
- MagGrid: Von der Außenform ähnlich dem MagGel enthält MagGrid statt der Filteraufnahme eine Wabenstruktur zum Ausrichten des Lichts.
Später kamen weitere Elemente hinzu. Alle werden auf den bestehenden MagGrip aufgesetzt:
- MagSphere: Eine Art „Blase“ aus Silikon, welche das Licht gleichmäßig 180° nach vorne und 360° rundherum verteilt. Da das Licht durch das Material hindurch scheint, entsteht ein sehr weicher Eindruck. Der Verlust durch den Lichtformer soll trotzdem weniger als eine Blende betragen. In den Fuß der MagSphere kann außerdem ein Filter eingesetzt werden. Die MagSphere kann direkt auf das Motiv oder indirekt z.B. gegen die Decke gerichtet werden, um den weichen Effekt noch zu verstärken.
- MagBounce: Als eine Art Reflektor arbeitet MagBounce wie eine Weißkarte, die man schräg hinter einen zur Decke gerichteten Blitzkopf hält. Das Ergebnis ist nicht so weich wie bei der MagSphere, aber der Verlust ist deutlich geringer, weil das Material nicht durchscheinend genutzt wird. MagBounce wird empfohlen, wenn bspw. keine ausreichend niedrige Decke vorhanden ist, die das Licht zurückwerfen könnte.
- MagSnoot: Erzeugt ein sehr stark gebündeltes Licht. Empfohlen zum Setzen von Akzenten, z.b. als Haarlicht, oder zum Hervorheben einzelner Bereiche des Motivs.
- MagBeam: Schon eher ein Projektor als ein Lichtformer erlaubt die MagBeam das einsetzen einer eigenen Linse in den Lichtkanal. Das Licht kann hier je nach Linse entweder gebündelt oder gestreut werden. Sogar verschiedene Schlitzblenden („MagMask“) sind verfügbar, sodaß Muster auf das Motiv projeziert werden können. In Verbindung mit einer Fresnel-Linse und einem Teleobjektiv kann z.B. ein weiter entferntes Motiv hervorgehoben werden.
Die Konkurrenz
Die Preisgestaltung von MagMod ist nicht jedermans Sache. Oder anders gesagt: Die Elemente sind unangenehm teuer. Für ein bischen Gummiband und ein paar Magnete („MagGrip“) ist man gleich über 30 € los. Es konnte nicht ausbleiben, daß deutlich billigere Nachahmerprodukte auf den Markt gekommen sind. Der Nachbau des „MagGrip“ von der Firma Selens kostet dort z.B. nur noch gut 6 €. Bei solchen Preisunterschieden muß die Frage erlaubt sein, ob es unbedingt das Original sein muß.
Ganz sauber nach Markenrecht dürften die Nachbauten allerdings nicht sein. Die Kopie ist unverschämt nahe am Original, es besteht mehr als nur „Ähnlichkeit“. Wohl aus diesem Grund halten sich auch viele etablierte Händler von der Selens-Version fern und führen lediglich das Original von MagMod. Direkt an der Quelle (z.B. über AliExpress) sind die Kopien allerdings problemlos zu haben. Die Angebotspalette ist praktisch vollständig, zu jedem Original-Artikel gibt es auch eine Kopie.
Vergleich
Original und Kopie sind nicht gleich. Dies ist kein Fall, wo man „das gleiche billiger haben kann“. (Gibt es sowas überhaupt noch irgendwo?)
Material und Stabilität
Die Fertigungsqualität der Originale von MagMod wird dem gehobenen Preis gerecht. Gummibänder sind breit und stabil, das Silikon wirkt massiv und robust. Mit einer MagSphere auf einem MagGrip traut man sich ohne weiteres auch ins Gedränge: Die Elemente bleiben genau da, wo sie hingehören; keine ruckartige Bewegung oder Rempler lösen die Verbindung. Das Silikon ist flexibel und knautschbar, sodaß bspw. die MagSphere problemlos auch in eine eigentlich viel zu kleine Fototasche gestopft werden kann.
Mit der originalen MagSphere kann ich nur den Selens-Nachbau der „MagBounce“ vergleichen, was wegen der völlig anderen Konstruktion nur bedingt wertvoll ist. Dennoch sei nicht verschwiegen, daß mir der Selens-Bounce deutlich „wabbeliger“ als die MagSphere erscheint. Das geht nicht soweit, daß die Gebrauchstauglichkeit eingeschränkt wäre, aber so „überall und jederzeit“ robust wie die MagSphere scheint der Selens-Bounce nicht zu sein. Er klappt bei einer schnellen Bewegung schon einmal zur Seite. (Wie gesagt, kein fairer Vergleich – an der Sphere kann bauartbedingt gar nichts umklappen.)
Ähnlich beim Gummiband: Das Selens-Band ist etwas schmaler als der MagGrip und nicht ganz so fest. Letzteres kann man allerdings auch als Vorteil sehen: Um den MagGrip über den Blitzkopf zu bekommen, ist schon etwas Anstrengung nötig. Natürlich sitzt die Angelegenheit dadurch auch wieder besser – Vor- und Nachteil eben.
In Summe: Keine großen Unterschiede zwischen Original und Nachbau. Das Original fühlt sich etwas wertiger an, das ist aber auch fast schon alles.
Magnete
Die Magnetverbindungen von Selens sind nicht so stark wie bei MagMod. Ein aufgesetzter Lichtformer lässt sich also mit weniger Kraft abnehmen (aber wenn es darauf ankommt eben auch leichter „abschütteln“) als bei MagMod.
Ein wirkliches Problem bei Selens ist aber die Lage der Magneten: Bei MagMod werden die Magnete von der Seite in die Silikonhalterung eingeschoben. Wird die Verbindung dann nach oben oder unten belastet, hält das Silikon die Magnete an ihrem Platz.
Bei Selens werden die Magnete von oben (bzw. unten) eingesetzt. Beim trennen zweier Elemente kommt es immer wieder vor, daß sich ein Magnet aus seiner Halterung herauszieht und am Gegenstück „kleben“ bleibt. Man kann versuchen, die Elemente immer schräg auseinanderzuziehen, ganz wird das aber nicht immer gelingen. Eine gesunde Dosis Kleber wäre möglicherweise auch eine Hilfe, aber das flexible Silikon zu kleben erscheint nicht ganz einfach.
Größe
Vergleicht man Filterrahmen oder Grid von MagMod und Selens, so fällt sofort die unterschiedliche Größe auf. Während die Elemente von Selens nur genauso groß sind wie der Kopf eines typischen Speedlites, sind die von MagMod etwas breiter. Damit sind die MagMod-Originale auch mit runden Blitzköpfen (z.B. Godox V1) noch verwendbar, während bei den schmäleren Selens zuviel Licht an den Seiten durchscheinen würde. Natürlich kommt es auf den Blitz an, ob auch die MagMods von der Größe her noch reichen, aber es gibt einige Zentimeter mehr Reserve als bei Selens.
Fazit
Die Kopien der MagMod-Produkte sind dem Original nicht ebenbürtig. Im direkten Vergleich stechen reihenweise Feinheiten ins Auge, die bei MagMod besser gelöst sind als bei den Verfolgern. Allerdings sind die Originale auch empfindlich teuer. Also gilt wieder einmal: „Kommt darauf an“.
- Wer sich nicht auf Veranstaltungen oder Reportagen bewegt, dem ist es egal, wie fest der Lichtformer auf dem Blitz sitzt. Dafür, daß sie nicht einfach herunterfallen, genügen die Magnete der Kopien vollauf, und wenn sie keine großen Bewegungen aushalten müssen, kann das ohne weiteres ausreichen.
- Wer weiß, wie er was angreifen muß und für den diese Sorgfalt keine Belastung darstellt, den braucht es nicht zu stören, wenn etwa die Magnete der Kopien nicht fest in ihren Löchern sitzen. Er gewöhnt sich eben daran, die Elemente stets schräg abzuziehen und steckt lockere Magnete halt wieder in ihr Loch zurück, wenn sie sich doch einmal gelöst haben.
- Wer mit solchen Kompromissen leben kann, der bekommt bei den Nachahmern ein leistungsfähiges System für einen Bruchteil des Preises, den er bei MagMod dafür ausgeben müsste. Die Fertigungsqualität der Kopien ist nicht auf höchstem Niveau, aber das heißt noch lange nicht, daß das Zeug gar nichts taugen würde. Der Unterschied liegt wirklich nur im Handling, und dem bekannten Plastikmüll der Dreingaben (siehe oben) sind auch die MagMod-Kopien noch haushoch überlegen.
Kurzum: „You get what you paid for“ – Man bekommt, was man bezahlt. Die Kopien sind den Originalprodukten von MagMod nicht ebenbürtig. Die Originale sind hochwertiger gefertigt, fassen sich besser an und sind robuster im Einsatz. Dafür sind sie erheblich teurer. Beide Produktlinien werden ihre Zielgruppe finden, und diese kann jeweils damit glücklich werden. Es muß letztlich jeder selbst beurteilen, ob er lieber teure Qualität oder billige Grundfunktion haben möchte. Für beides gibt es gute Gründe, man muß die Entscheidung nur bewusst treffen.