Quick Tip 08: Rohmaterial – RAW oder JPEG?

Was ist RAW/JPEG?

Lohnt es sich, das aufwändige RAW anstatt dem unkomplizierten JPEG zu wählen?

RAW und JPEG bezeichnen das Format, in dem Bilder in der Kamera auf der Speicherkarte abgelegt werden.

JPEG ist das Format, in dem Bilder gerne getauscht und auf Webseiten hochgeladen werden. Jedes Programm und jeder Bilderrahmen kann JPEG, und jede Kamera kann es erstellen. Die Standardeinstellung der meisten Kameras ist JPEG.

JPEG steht für „Joint Photographic Experts Group“, dem Gremium, welches den Standard vorgelegt hat. Es bezeichnet ein Verfahren, mit dem Bilder auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe komprimiert werden können. Um dies zu erreichen, werden bestimmte Teile des Bildes weggelassen, die das menschliche Auge normalerweise nicht wahrnimmt. Die Dateien werden dadurch kleiner, ohne daß die Qualität zu sehr leidet.

Wird ein Bild im RAW-Format gespeichert, so wird die Bildentwicklung in der Kamera übersprungen und die Daten, so wie sie vom Bildsensor kommen, mehr oder weniger direkt in eine Datei geschrieben. Deshalb ist dieses Format spezifisch für die jeweilige Kamera, kaum eine Kamera kann ein fremdes RAW lesen und anzeigen. Auch Hardware (Fenseher, Bilderrahmen) und Software (einfache Picture-Viewer, Smartphones, email-Clients) beherrscht die Anzeige meist nicht. Im Gegensatz zu JPEG findet hier nur eine verlustfreie Kompression statt, es geht also nichts verloren. Dafür sind die Dateien sehr viel größer.

Vergleich:

JPEG RAW
Dateiendung  *.jpg, *.jpeg  *.cr2 (Canon), *.nef (Nikon)
Dateigröße klein – mittel (je nach Einstellung), z.B. ca. 5 MB bei 20 Megapixel groß bis sehr groß, z.B. 22 MB bei 20 Megapixel
Entwicklung in der Kamera, mit allen Optionen (Motivprogramme etc.) extern mit spezieller Software („RAW-Konverter“), z.B. Lightroom oder CameraRaw
Auflösung je nach Einstellung meist volle Auflösung, manchmal reduzierte Auflösung wählbar (Canon sRAW/mRAW)
Farbtemperatur Die bei Aufnahme gewählte Farbtemperatur (automatisch oder manuell) ist unabänderlich im Bild eingebrannt. Nachträgliche Änderung ist nur sehr begrenzt möglich. Die Farbtemperatur kann nachträglich ohne Qualtitätsverlust beliebig verändert werden.
Farbtiefe 8 bit: jedes Pixel hat einen Helligkeitswert zwischen 0..255, kann zu „Banding“ führen  12 – 14 bit: Helligkeitswerte zwischen 0..4095/0..16384, dadurch „weichere“ Farbverläufe
Bildqualität Vorteil: Weil die Kameraelektronik optimal auf Sensor und Optik abgestimmt ist, können Schwachstellen (z.B. Verzerrungen) optimal ausgeglichen werden.

Nachteil: Weil die Rechenleistung der Kamera begrenzt ist, können nicht beliebig komplexe Algorithmen zur Optimierung angewendet werden (z.B. Rauschreduzierung)

Vorteil: Weil die Entwicklung auf dem externen PC stattfindet, können die besten und aufwändigsten Algorithmen zur Bildoptimierung angewendet werden. Weil keine Informationen durch Komprimierung verloren gingen, können sehr viele Details nachträglich herausgearbeitet werden (z.B. Schatten aufhellen), die bei JPEG verloren wären.

Nachteil: Die Datei ist nur mit Spezialprogrammen lesbar. Sie kann z.B. nicht direkt auf einer Webseite angezeigt werden. Die Bearbeitung ist ein zusätzlicher Arbeitsschritt, der mehr oder weniger komplex ausfallen kann.

Serienbilder viele hintereinander, weil die Kamera die kleineren Dateien schnell wegschreiben kann weniger als bei JPEG, weil die Datenmenge sehr viel höher ist

Wann sollte man RAW verwenden?

  • Wenn die Entwicklung nachträglich auf einem PC erfolgen darf. Bevor das Bild auf eine Webseite hochgeladen oder auf einem Smartphone angezeigt werden kann, muß es in der Software „entwickelt und als JPEG exportiert werden.
  • Wenn Qualität im Vordergrund steht.
  • Wenn die Aufnahmesituation oder die Einstellungen zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht optimal sind (z.B. Farbtemperatur, Belichtung) und großer Spielraum für nachträgliche Anpassung gewünscht ist.
  • Wenn die Umgebungsbedingungen bei Aufnahme schlecht waren und das Bild mittels aufwändiger Verfahren „gerettet“ werden muß, z.B. bei Nachtaufnahmen, die nur mit der bestmöglichen Rauschunterdrückung verwendbar sind.
  • Wenn die Kamera auch bei RAW viele Serienbilder hintereinander machen kann (oder Serienaufnahmen keine Rolle spielen).
  • Wenn eine große Speicherkarte zur Verfügung steht oder nicht zu viele Bilder auf eine Karte passen müssen.

Wann sollte man JPEG verwenden?

  • Wenn die Bilder schnell verwendet werden sollen: z.B. aktuelle Reportage, wo die Bilder und ohne große Nachbearbeitung sofort in die Redaktion müssen; oder wenn Bilder direkt vor Ort auf einer Website veröffentlicht werden sollen
  • Wenn die Serienbildgeschwindigkeit eine große Rolle spielt, z.B. bei Sport
  • Wenn die Kamera bereits bei Aufnahme optimal eingestellt werden kann (z.B. Farbtemperatur) und keine nachträgliche Bearbeitung notwendig ist

… und was ist mit „RAW+JPEG“?

In diesem Modus legt die Kamera jedes Bild in beiden Versionen auf der Speicherkarte ab, einmal als RAW und einmal als JPEG. Vorteil davon ist, daß alle Optionen offenbleiben: Das JPEG kann sofort unkompliziert verwendet werden, das RAW steht zur Verfügung, falls es nötig wird. Allerdings wird die Kamera durch die dann noch höherte Datenmenge beim Schreiben noch langsamer. Dieser Modus empfiehlt sich also nur, wenn weder Serienbildgeschwindigkeit noch Kartengröße eine Rolle spielen (z.B. bei Landschaftsaufnahmen.)

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