Quick Tip 04: Der Plan

Was mache ich hier eigentlich?

Jedes Shooting braucht einen Plan.

Es hilft, sich vor Beginn ganz genau klar zu machen, welche Ergebnisse der Tag bringen soll. Die Einstellung „schau‘ mer mal, dann see‘ mer scho“ zeugt zwar von Lebensart, bei einem Foto-Shooting führt sie aber fast garantiert zu einem Hätt-ich-doch-bloß beim Sichten der Bilder hinterher.

  • Was wird passieren?
  • Was davon verwende ich wie und wozu?

Event-Fotografen erstellen sich zuvor eine „shot list“, eine Liste von den Szenen, die sie mindestens einfangen müssen. Selbstverständlich kommen sie mit mehr nachhause als nur mit diesen Bildern, aber dieses mehr ist nur die Kür. Die Liste ist die Pflicht.

Beispiele:

  • Ein Portrait-Shooting: Welchen Look will ich sehen? Welchen Eindruck soll mein Model auf den Bildern machen? Ernst, lässig, böse, freundlich, verspielt, Macho, Tussi? Welches Licht brauche ich dafür? Nur Umgebungslicht, oder soll es ein Blitz-Setup sein? Welches Equipment nehme ich mit, und wie stelle ich es auf? Welchen Hintergrund brauche ich dann, und gibt es den überhaupt dort, wo das Shooting stattfinden soll?
  • Ein Geburtstag: Welche Leute müssen unbedingt ins Album? Eltern, Verwandte, enge Freunde? Suche ich mir die einzeln zusammen und nehme sie in der Umgebung auf („Candid“), oder lade ich sie an eine bestimmte Stelle mit schöner Umgebung ein und mache ein technisch besseres Portrait? Wieviele Leute sollen jeweils auf ein Bild? Nur zwei, drei oder eine ganze Gruppe? Wo wäre dafür Platz?
  • Eine Hochzeit: Welche Schlüsselmomente gibt es bei der Zeremonie? Ringübergabe, der erste Kuß, den Auszug aus der Kirche am Ende der Feier? Welche „netten Momente“ sollte man haben – den stolzen Vater, die gerührte Mutter, den Geistlichen mit segnend ausgebreiteten Händen? Wo finde ich das jeweils, wo muß ich also zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen, damit ich den Moment auch ins Bild bekomme? Komme ich dort überhaupt hin?
  • Mannschaftssport: Welche Spieler sind die „Stars“? Welcher Stürmer kommt beim Fußball meist über welche Seite, und welche Spielzüge führt die Mannschaft gerne durch? Spielen sie offensiv oder defensiv? Was will ich sehen, wenn ein Tor fällt – Jubel der Angreifer, Niedergeschlagenheit der Verteidiger? Wo würden sie in diesem Fall stehen, wohin muß also ich mich mit der Kamera stellen?
  • Einzelsport: Welche Situation ist typisch für diese Sportart? Will ich beim Tennis einen Aufschlag sehen oder vielleicht eine tolle Rückhand? Wenn dieser Spieler einen großen Punkt macht, wie feiert er? Jubelt er laut, ballt er die Faust, sieht er hinüber zur Loge, wo Coach und Familie sitzen?

Jedesmal sollte das künftige Bild bereits lange zuvor fertig vor dem geistigen Auge des Fotografen stehen. Nur dann kann er die Bedingungen schaffen, die für dieses Bild notwendig sind: Position, Kameraeinstellung, bereit-sein zum Abdrücken im richtigen Moment.

Am Ende des Tages wird ein Maß benötigt, an dem sich ablesen lässt, ob der Tag ein Erfolg war. Am Besten geht man dafür seine Liste geplanter Bilder durch und entscheidet selbst, wieviele davon einem heute gelungen sind. Und die anderen: Warum nicht? Hätte man dafür etwas anders machen können? Nur wenn man sich kritisch mit diesen Fragen auseinandersetzt macht man beim nächsten Job nicht genau dieselben Fehler nochmal.

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