Unsere Bilder vertrauen wir einer Speicherkarte an. Was muß diese können? Welche Risiken gehen wir dabei ein?
Diesmal: Spielt die Marke bzw. der Hersteller eine Rolle oder tut’s die billige NoName auch?
Speicherkarten werden oft rein nach Größe ausgewählt. 32GB sind 32GB, oder? Eine billige SD-Karte mit 32GB gibt es schon für zehn Euro, die eines renomierten Herstellers kann leicht das Doppelte kosten. Was sind die Unterschiede?
- Geschwindigkeit: Die billige Karte ist oft gähnend langsam. Wichtig für den Einsatz in der Kamera ist dabei die Geschwindigkeit beim schreiben, nicht die gerne angegebene (und üblicherweise höhere) beim lesen.
- Zuverlässigkeit: Ein renomierter Hersteller verwendet nicht nur hochwertigere Flash-Chips, sondern auch einen anderen (teureren) Controller. Dieser steuert die Zugriffe auf die Karte, verteilt die Schreibzugriffe so, daß alle Bereiche des Speichers möglichst gleich belastet sind und ersetzt defekte Speicherzellen aus einem Reservebereich. Ein guter Controller hat daher Einfluss darauf, wie schnell die Karte „altert“: Ganz einfach gesagt ist die Lebenserwartung der Karte von einem namhaften Hersteller höher.
- Garantie: Tritt doch einmal ein Fehler auf der Karte auf, zeigt sich, ob der Hersteller Support bietet. Streikt eine NoName-Karte, dann war’s das halt. Ein Premium-Hersteller liefert dagegen u.U. nicht nur ohne irgendwelche Fragen ein Ersatzexemplar, sondern führt auf Wunsch sogar noch eine kostenlose Datenrettung auf der defekten Karte durch.
Das heißt: Der NoName-Händler und der Markenhersteller verkaufen nicht „die gleiche Karte“. Unterschiede gibt es auf jeden Fall. Sind sie den Preisaufschlag wert?
- Serienbilder: Von der Schreibgeschwindigkeit hängt ab, wieviele Serienbilder wie schnell nacheinander aufgenommen werden können. Allerdings speichert jede Kamera die Bilder zunächst in einem internen Puffer ab und kopiert sie erst danach auf die Speicherkarte. Die ersten Serienbilder können daher immer mit maximaler Geschwindigkeit aufgenommen werden, egal, wie schnell die Karte ist.
Erst wenn der interne Puffer voll ist, wird die Geschwindigkeit der Karte wichtig. Bei einer schnellen Karte dauert das schreiben des Puffers nicht lange, und die Kamera kann auf’s neue mit maximaler Geschwindigkeit weitermachen. Bei einer langsamen Karte dauert das sehr viel länger, und währenddessen können neue Bilder nur stockend aufgenommen werden. - Video: Hochauflösendes Video (z.B. 4k) braucht unbedingt eine entsprechend schnelle Karte. Bei manchen Kameras lassen sich die höheren Auflösungen gar nicht erst auswählen, wenn die Karte zu langsam wäre.
- Übertragung: Nach dem Shooting muß die Karte am Computer gelesen werden. Je schneller die Karte, desto kürzer muß man warten, bis alles kopiert ist.
Damit muß jeder Fotograf seine Wahl selbst treffen. Folgende Fragen könnte man sich stellen:
- Serienbilder/Video: Brauche ich das überhaupt? Nehme ich überhaupt Serienbilder (z.B. Sport) und/oder hochauflösendes Video auf?
- Zuverlässigkeit: Bin ich bereit, für die theoretische Sicherheit das doppelte auszugeben?
- Langlebigkeit: Lohnt sich eine teure Karte mit voraussichtlich langer Lebensdauer, oder kaufe ich mir bei einem frühzeitigen Defekt einfach eine neue und komme immer noch billiger weg?
- Garantie: Sind meine Bilder so wichtig, daß sich der Aufwand lohnt, oder wäre ein Verlust mit einem bedauernden Achselzucken verschmerzbar?
- Tempo: Stehe ich unter Zeitdruck, wenn ich die Karte am Computer lesen muß, oder kann ich auf eine langsame Übertragung warten?
Verschiedene Fotografen werden zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Fazit: Für privates Fotografieren kann es durchaus vernünftig sein, auf billige NoName-Karten zu setzen. Man muß sich aber darüber im Klaren sein, welche Nachteile und Risiken man sich damit einkauft. Sind die Bilder auf irgendeine Weise wichtig (und: was ist schon „wichtig“ – nur das aufwändige Brautfoto vom letzten Hochzeits-Auftrag, oder auch der einmalige Schnappschuß vom Familienurlaub?), dann ist es geradezu fahrlässig, die billige Variante zu riskieren. Ich möchte weder einem Auftraggeber noch meiner Frau erklären müssen, daß aus dem tollen Foto leider nichts geworden ist – „aus technischen Gründen.“
Die Kamera war so teuer – warum dann ausgerechnet an einer kritischen Komponente sparen?