Island 2016 – Durch die Westfjords – Teil 1: Isafjördur

Für den Reisebericht eines Fremden interessiert sich im allgemeinen kein Mensch – falls der Reisende nicht gerade Goethe heißt. Was macht den vorliegenden so besonders, daß es dem Autor dennoch die Mühe wert scheint?

Island – das sind Gletscher, Geysire, Wasserfälle, Eisschollen und blaue Lagunen. So steht es in den Reisekatalogen, und falsch ist das auch nicht.

Allerdings gibt es in Island noch eine andere Gegend, die sich deutlich von diesem Klischee abhebt. In den Westfjords gibt es weite Landschaften, die beinahe menschenleer sind. Eine Stadt wie Isafjördur ist die größte Siedlung in einem Bezirk von 2379 Quadratkilometern – bei einer Einwohnerzahl von etwa 2600. Der gesamte Bezirk Ísafjarðarbær hat nur etwas über 3600 Einwohner. Das ergibt eine Bevölkerungsdichte von gerade einmal 1,53 Menschen pro Quadratkilometer. Um das hier gleich anzumerken: Schafe dürften es entschieden mehr sein. (Quelle für Statistiken: Wikipaedia über Isafjördur)

Von diesem Teil Islands, abseits der großen Touristenpfade, möchte ich erzählen. Beginnen wir gleich mit Isafjördur selbst:

Hier stehen wir auf dem Hauptplatz von Isafjördur. Der Großstadtcharakter ist unverkennbar. Drehen wir uns um, sehen wir übrigens das:

Dieser Ford Model T aus dem Jahr 1924 dekoriert den Platz vor der „Gamla Bakariid“, der „Alten Bäckerei“. Einige der Bewohner haben sich allerdings seit damals doch andere Fahrzeuge besorgt:

Das Straßenbild der Innenstadt ist geprägt von Holzhäusern. Deutlich ist zu erkennen, welche Häuser durchgehend bewohnt sind und welche nur notdürftig gepflegt werden. Offenbar sind auch hier viele der ehemalige Einwohner bereits in die Großstädte Reykjavik und Akureyri abgewandert.

Natürlich gibt es auch Bezirke mit moderner Architektur. Hier wird Isafjördur genauso langweilig wie jede andere Kleinstadt – fast, denn der Hintergrund ist immerhin nicht ganz alltäglich:

Auch einen Hafen gibt es – natürlich. Isafjördur besitzt eine Flotte von Fischerbooten…

… und natürlich einige Freizeitboote. Im Hintergrund die „Skyline“ der Stadt.

Der Hafen bringt Fluch und Segen. Für die Tourismusindustrie ist es natürlich schön, wenn eines der großen Kreuzfahrtschiffe hier festmacht. Andererseits ist auch die ganze Stadt froh, wenn die meisten der Touristen sofort in kleinere Boote umsteigen und sich aufmachen, z.B. auf die Halbinsel Hornstrandir einzufallen. Diese ist unbewohnt, steht unter Naturschutz und ist ein Paradies und beliebtes Ausflugsziel für Tier- und Naturliebhaber. Wie wichtig es den Isafjördern ist, die Massen wieder los zu werden, erkennt man an Kleinigkeiten: Hat sich ein Kreuzfahrtschiff angekündigt, so werden kurzerhand alle anderen von den Bootstouren wieder „ausgeladen“. Auch wenn man bereits lange vorher ein Ticket gekauft hat, erhält man nur die lapidare Auskunft: „Geht nicht. Kreuzfahrer.“

(Es gibt durchaus andere Plätze, die so klein sind, daß sie von den Kreuzfahrern übersehen werden. Ein Mangel an Natur und Tieren, z.B. Papageientauchern, besteht in der Gegend wirklich nicht. Aber das wird ggf. Teil einer künftigen Folge meiner Schilderung sein.)

Jedenfalls sind die Kreuzfahrer gleich wieder weg und ihr Schiff bleibt liegen in einer weniger attraktiven Ecke des Hafens:

Währenddessen, gar nicht weit davon entfernt, gibt es dagegen folgende Schmankerl für Fotografen und ganz allgemein Leute, die Zeit haben:

… und dann ist Isafjördur auch schon wieder zuende.

Aber das war erst der Anfang. Wenn der geneigte Leser mir die Ehre erweist, dann werde ich ihn in den nächsten Folgen dieses Berichtes an Orte führen, gegen die Isafjördur als eine brummende Metropole wirkt.

Bis dahin!

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